Zum Tod von German Altenried

German Altenried ist am Morgen des 07.08.2023 im Alter von 85 Jahren in Frieden mit sich und der Welt im Reinen würdevoll im Kreise der Seinen aus dem Leben geschieden. Das Schöne daran: Er ist nicht als Geknickter, sondern als Aufrechter gestorben. Denn selbst die letzte Prüfung „Trauerbewältigung“ meisterte er, nachdem ihn der Tod seiner lieben Marlies letztes Jahr unglaublich gebeutelt hat.

Angefangen hat sein Leben, wo es endete: in „seinem“ Immenstadt, in seiner Kemptener Straße. Dort wohnte er – ein Leben lang!

Zwei ältere Brüder, eine Schwester, Papa fällt im Krieg. Realschule – Sportbegeisterung: Leichtathletik, Handball, Skisport, Tennis. Ein Multitalent, der German!

Er wird Textilvertreter – seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Dann der große Cut: Mit nichts als purer Begeisterung gründet er 1962 ein Sportgeschäft. Die Hälfte aller Schuhkartons im Schaufenster sind leer, stehen dort nur zur Deko. Denn das Geld, sie alle mit Schuhen zu füllen, hat er nicht. Der Rest wird mit Luftmatratzen und Rodel gefüllt. Mama näht Trainingsanzüge für den Verkauf im Laden.

Schnell wird aber klar: Sportfachhandel reicht German nicht! Folge: Gründung RennClub Altenried, Installation eines mobilen Ski-Liftes am Kalvarienberg, Grasskirennen, Sport-Altenried Skitage am Mittag, Langlaufrennen, Stixnerkönig (Rad), Alpsseelauf, Bau der Tennishalle, Modenschau, Tanzparties … German ist Tausendsassa, Macher, Beweger! 

Die Firma Marker belohnt sein tolles Schaufenster (nicht das von 1962) mit einem VW-Buggy – und der wird prompt gegen einen VW-Bus mit Lautsprecheranlage auf dem Dach eingetauscht. Logisch, original German!

Fünf Kinder tummeln sich inzwischen im Hause Altenried und als Stadtrat mischt German auch gerne die Kommunalpolitik auf. Dann kommt im Winter 1982/83 die Doku vom IRONMAN-Hawaii. German wird vom Triathlon-Virus infiziert: “Was die in Hawaii können, das können wir auch!” Weniger als Athlet denn als Organisator kribbelt es ihn. Den ersten Triathlon in einer Zeit zu organisieren, in der Rennradfahrern im Allgäu noch teilweise der Vogel gezeigt wird, wenn sie einen Pass hochradeln: Das ist Champions‘ League! Der “Super-Ausdauer-Wettkampf aus Hawaii/USA“ – oder einfacher: der „Allgäu Triathlon“ – ist geboren. 

Der lässt German nicht mehr los und zieht auch uns Athleten heute noch in seinen Bann. 1984 erste DM, 1985 erste EM und 2010 WM! Das Sortiment von Sport Altenried wird schlagartig triathlonlastig: Schwimmbrillen, Timex-Uhren, Triathlon-Einteiler – alles, was das Triathlon-Herz begehrt. Alles? Nein, einen großen Unterschied zu Hawaii gibt es doch: die Wassertemperatur! German erfindet also den Allgäu-Hai, den Neoprenanzug. 

Aber die Triathlongemeinde ist damals noch dünn gesät und nach Immenstadt ist es weit. Germans nächster Coup: Ein Triathlon Katalog muss her! Und wenige Monate später liegt dieser in jedem ordentlichen Triathlon-Haushalt. 

Als ich German im Winter 1986/87 mein Leid klage, dass ich verletzungsbedingt nicht nach Hawaii fliegen könne, sagt er trocken: „Hannes, Dich kennt jeder, organisier eine Reise für die deutschen Teilnehmer! Vielleicht springt ein Freiticket für Dich raus …“ Zehn Minuten später sitzen wir, mit jeder Menge Tippex ausgestattet, zusammen und basteln die erste IRONMAN-Hawaii Reiseausschreibung. Eine Stunde und zwei Halbe später steht die Headline: „1, 2, 3 – mit Hannes nach Hawaii!“

Doch damit nicht genug: 2013 übergibt er sein Baby Allgäu Triathlon in unsere Hände. Das fällt bestimmt nicht leicht. Chapeau! 

Wir sind unglaublich stolz, dass German uns sein Vertrauen geschenkt hat und es ist für uns Ehre und Verpflichtung zugleich, seinen Allgäu Triathlon zu erhalten und weiterzuentwickeln. 

Lieber German, DANKE für alles – und vergelte es Dir Gott! 

Ruhe in Frieden! 

Dein Hannes